Früher eine Tugend, in diesen wirtschaftlich schwerer werdenden Zeiten für viele ein Sachzwang: Geld sparen wird immer wichtiger. Doch tun sich viele Deutsche damit schwer. Und nicht immer können sie dafür der Konjunktur die Schuld in die Schuhe schieben.
Tatsächlich haben viele Menschen nie wirklich gelernt, zu sparen oder ein entsprechendes Finanzgebaren kultiviert. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie gab knapp ein Drittel der von der ING Deutschland befragten Haushalte an, keinerlei oder nur sehr wenig erspartes Geld auf der hohen Kante zu haben.
Eine besorgniserregende Entwicklung, wenn wir bedenken, was sich seither wirtschaftlich getan hat und welche demografische Entwicklung auf uns zukommt (Stichwort: Rentenkassen). Doch warum haben viele von uns das Sparen verlernt? Und wie können wir es uns wieder aneignen?
Wieso kommt das Sparen oft zu kurz?
Ein Grund dafür, dass das Sparen oft vernachlässigt wird, liegt in der Mentalität der sofortigen Befriedigung. Viele Menschen geben der Befriedigung ihrer unmittelbaren Wünsche und Bedürfnisse Vorrang vor einer langfristigen Finanzplanung. Dieses Verhalten wird durch die Konsumkultur verstärkt, in der die Menschen dazu ermutigt werden, ihre Besitztümer ständig zu konsumieren und aufzuwerten. Diese Mentalität kann zu einem Kreislauf aus Schulden und finanzieller Instabilität führen.
Wenn dann noch steigende Lebenshaltungskosten dazu kommen, wird das Eis schnell dünn. Die Ausgaben für Miete, Energie, Heizung und Lebensmittel sind stetig gestiegen, was es für Einzelpersonen schwierig macht, Geld zu sparen. Hinzukommt die Inflation, die gegenwärtig die wieder steigenden Zinsen überwiegt. Das Sparbuch ist somit noch genauso nutzlos wie in den zehn Jahren zuvor. Da steht also das eigene Verhalten in der Pflicht.
Mangelnde Finanzbildung ist ein weiterer Grund dafür, dass das Sparen vernachlässigt wird. Vielen Menschen wird einfach nie beigebracht oder vorgelebt, wie sie ihre Finanzen effektiv verwalten können. Dadurch entsteht wenig Bewusstsein für die Wichtigkeit langfristigen Investierens und warum dies schleifen zu lassen und nichts anzusparen vor allem eins bedeutet: Opportunitätskosten (die versteckten Kosten dafür, Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen)!
Eigentlich sollte jeder Haushalt (ob Single oder familiär) einen Notfallfonds, der bei unerwarteten finanziellen Notfällen ein Sicherheitsnetz bieten kann, etablieren und aufrechterhalten. Die Priorisierung von Finanzbildung und proaktive Maßnahmen zum Sparen ist dabei keine lästige Fleißaufgabe sondern der Schlüssel für langfristige finanzielle Stabilität. Weitere Tipps, um im Alltag Geld sparen zu können.
Der Rückgang der Genügsamkeit in der modernen Gesellschaft
Natürlich sind die gegenwärtigen Entwicklungen längst kein rein deutsches Phänomen. Das Konzept der Genügsamkeit ist weit verbreitet. Quasi über alle kulturellen Grenzen und Epochen hinweg galten und gelten Sparsamkeit und ein Leben im Rahmen der eigenen Verhältnisse als wichtige Tugend.
In den modernen Gesellschaften hat sich der Trend jedoch in Richtung Konsum verlagert, wobei die Menschen häufig materiellem Besitz und sofortiger Befriedigung Vorrang vor langfristiger finanzieller Stabilität geben.
Diese Verschiebung lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen, darunter den Einfluss von Werbung und sozialen Medien, die häufig eine Kultur des Überflusses und des Konsums fördern sowie Sorglosigkeit suggerieren und Eskapismus bieten.
Kreditzinsen und Schuldenspirale vermeiden
Ein weiterer Aspekt, der uns für unseren Umgang mit Geld desensibilisiert, besteht darin, dass wir es immer seltener in die Hand nehmen. Immer öfter wird bargeldlos bezahlt. Auch und gerade bei den alltäglichen Besorgungen in Supermarkt und Co.
Teilweise müssen wir nicht mal mehr unsere PIN eingeben. Oftmals reicht es einfach, die Kreditkarte oder Girokarte aufzulegen und Wi-Fi regelt den Rest. Eine automatisierte Annehmlichkeit, die wie ein Satz Casino Chips unseren Umgang mit Geld abstrakter macht und hinter der sich viele versteckte Kosten auftürmen können.
Insbesondere wenn es in die roten Zahlen geht. Denn Kreditschulden bzw. Überziehungen sind meist vergleichsweise hoch verzinst und teuer. Wir sollten uns also immer fragen, wie hoch die Zinsen einer Kreditkarte sind, ehe wir uns für eine Ausführung entscheiden.
Praktische Tipps zum Geldsparen im Alltag
Ein praktischer Tipp zum Geldsparen im Alltag ist die Budgetierung und Nachverfolgung der Ausgaben. Indem Sie Ihre Finanzen genau im Auge behalten, können Sie Spontankäufe und unnötige Ausgaben reduzieren. Denn Planlosigkeit und Impulsivität sind die größten Feinde des Sparens. Auch interessant: Anbei Ideen, um ohne Ortsbindung Geld zu verdienen.
Es gibt viele kostenlose Spar- oder Haushalts-Apps, die Ihnen bei der Verwaltung Ihrer Einnahmen und Ausgaben helfen und Ihnen die Einhaltung eines Budgets veranschaulichen können. Wem das in Puncto Datenschutz zu sensibel ist, der/die greift einfach auf das gute, alte Haushaltsbuch zurück (deutscher geht es ja wohl nicht!).
Auch dieses hilft, ganz analog, bei der Dokumentation von Einnahmen und Ausgaben und macht es einfacher, Bereiche zu identifizieren, in denen Sie Geld einsparen können. Indem Sie Ihre Ausgaben im Auge behalten und sich an ein Budget halten, können Sie die Kontrolle über Ihre Finanzen bewahren und bewusstere Ausgabenentscheidungen treffen.
Doch nützt solche eine Dokumentation wenig, wenn das Verhalten nicht angepasst wird. Und hier machen viele kleine Entscheidungen in Summe einen großen Unterschied. Dies kann Folgendes umfassen:
- Kündigung von Abonnements oder Mitgliedschaften, die Sie nicht mehr nutzen oder ohne die Sie auch gut klar kommen.
- Kauf von Generika oder Eigenmarkenprodukten anstelle von Markenartikeln. Gerade im Supermarkt unterschieden diese sich qualitativ kaum oder gar nicht (kommen teilweise sogar aus denselben Werken).
- Bringen Sie Ihr eigenes Mittagessen und Ihren eigenen Kaffee mit zur Arbeit, anstatt gewohnheitsmäßig auswärts zu essen.
- Kürzung reiner Unterhaltungskosten, wie Kinobesuche oder kostenpflichtige Events.
- Reduzieren Sie den Energieverbrauch, indem Sie das Licht ausschalten und die Elektronik ausstecken bzw. eine Steckerleiste mit Kippschalter verwenden.
- Lebensmittel stets nach Liste einkaufen und Impulskäufe weitestgehend vermeiden.
- Gutscheine nutzen und von Ausverkäufen und Rabatten profitieren.
- Kaufen Sie Artikel, die Sie häufig verwenden, in größeren Mengen, wenn diese im Angebot sind.
- Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel oder bilden Sie Fahrgemeinschaften, anstatt alleine zu fahren.
Indem Sie Bereiche identifizieren, in denen Sie Ihre Ausgaben senken können, können Sie mehr Geld für Ersparnisse oder die Tilgung von Schulden freisetzen. Mit ein wenig Kreativität und Disziplin ist es möglich, erhebliche Einsparungen zu erzielen, ohne gefühlt zu viel opfern zu müssen.
Fazit
Geldsparen muss keine schwierige oder unangenehme Aufgabe sein. Indem Sie es zu einem Teil Ihrer täglichen Routine machen, können Sie erhebliche Fortschritte auf dem Weg zu einer sichereren finanziellen Zukunft erzielen.
Vor allem aber werden Sie konjunkturelle Negativschwankungen, wie wir sie derzeit erleben, künftig wesentlich besser aushalten. Finanziell gepolstert sitzt es sich einfach besser als auf dem harten Boden der Tatsachen.
Weiterführende Literatur